Pressemitteilung

BUND-Kommentar zur Luchs-Modellstudie: Auch die Wiederbesiedlung Hessens durch den Luchs wird noch Jahrzehnte dauern

09. Juni 2021 | Luchs, Biologische Vielfalt, Naturschutz

Zum Luchs-Tag am 11. Juni 2021 hat der BUND Thüringen eine Modellstudie zur Wiederansiedelung des Pinselohrs erstellt. Auch in Hessen wird es noch Jahrzehnte dauern, bis der Luchs zurückkommen wird.

Luchs im Wald. (Foto: Herwig Winter) Luchs im Wald. (Foto: Herwig Winter)

Die heutige Präsentation der Ergebnisse eine Computer-Modellierung des BUND in Thüringen zur Wiederbesiedlung des Bundeslandes Thüringen kommentiert Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND Hessen: „In Hessen haben wir eine vergleichbare Situation wie in Thüringen. Die natürliche Wiederbesiedlung der hessischen Wälder durch den Luchs wird noch Jahrzehnte dauern, selbst wenn sich in den nächsten Jahren mal wieder ein einzelnes Luchsweibchen in Nordhessen ansiedeln sollte. Das ist eine sehr unbefriedigende Perspektive.“

 

Hintergrund zum Luchs in Hessen

Der Luchs war in Hessen bereits im 19. Jahrhundert ausgerottet worden. Der letzte Luchs soll 1833 im Odenwald erlegt worden sein. Vor rund 25 Jahren wurden dann wieder erste Luchse in Hessen beobachtet, deren Herkunft zumindest aufgeklärt werden konnte. Eine Untersuchung des völlig abgemagert verstorbenen Tieres ergab, Abnutzungsspuren an den Zähnen, die auf ein Vorleben in Gefangenschaft schließen lassen. Das Tier hatte vermutlich an seinem Drahtgitter herum gebissen.

Im zeitlichen Zusammenhang mit der Auswilderung im Harz tauchten dann auch in Nordhessen vermehrt einzelne Luchse auf und durch eine Montoringprojekt des BUND Hessen in Zusammenarbeit mit dem AK Hessenluchs und HessenForst konnte am 08.02.2011 eine Luchsin mit zwei Jungtieren belegt werden. Damit wurden Sichtbeoachtungen aus dem Herbst 2010 betätigt. Nach rund 170 Jahren hatte ein freilebender Luchs in Hessen wieder Nachwuchs.

In den Folgejahren konnte der AK Hessenluchs in Zusammenarbeit mit der Uni Göttingen und dem Land Hessen bis 2015 immer wieder Belege für die erfolgreiche Reproduktion eines Luchsweibchen in Hessen erbringen. Dann brach jedoch in dem kleinen Luchsbestand aus wenigen Individuen die Räude aus. Danach gelang kein Reproduktionsnachweis mehr. Die zuvor in Hessen sesshaften Luchse verstarben oder wanderten ab.

Zum Jahresende 2019 konnte dann ein Luchsweibchen mit Jungtieren im Reinhardswald bestätigt werden. Die Reproduktion hatte jedoch im benachbarten Solling in Niedersachsen stattgefunden. Die Luchsin hatte ihr Streifgebiet lediglich zum Jahresende nach Hessen erweitert. Die Hoffnung auf eine neuerliche Ansiedlung erfüllte sich in der Folgezeit nicht.

Die Räude bezeichnet einen Befall der Haut mit Milben, die bei Säugetieren auftritt. Die Milben verursachen in der Regel einen starken Juckreiz. Befallene Tiere fügen sich beim Kratzen offene Wunden zu, die dann zu Sekundärinfektionen führen (RYSER-DEGEORGIS2001). Die Beeinträchtigung kann so stark werden, dass die Tiere extrem entkräftet werden und schließlich verenden. Allerdings führt nicht jeder Räudebefall zum Tode (SZENTIKS mündl. Mitt.). 2014 gab es eine Hochphase des Räudeauftretens beim Fuchs, und es ist denkbar, dass Luchse sich die Räude z. B. beim Erbeuten kranker Füchse zugezogen haben (WILDTIER SCHWEIZ 2002).

Alle Luchsbeobachtungen aus Hessen werden seit Jahren vom AK Hessenluchs im Auftrag des Landes Hessen dokumentiert und veröffentlicht.

 

Weitere Informationen: 

 

Pressestelle BUND Hessen

Lynn Sophie Anders
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