Am 19. November ist der Welt-Toiletten-Tag. Der BUND Hessen rückt an diesem Tag eine riesige Trinkwasserverschwendung ins Blickfeld: Toilettenspülungen mit Trinkwasser.
Rund 40 Liter sauberes Trinkwasser spülen wir täglich im Klo herunter. Für die WC-Spülung ist Trinkwasser-Qualität jedoch nicht erforderlich. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hessen macht anlässlich des Welt-Toiletten-Tags am 19. November erneut auf diese enorme Trinkwasserverschwendung aufmerksam und fordert Brauchwasserlösungen für Neubauprojekte.
Jörg Nitsch, Landesvorsitzender des BUND Hessen: „Es ist inakzeptabel, dass wertvolles, sauberes Trinkwasser für Toilettenspülungen verschwendet wird. Um den Folgen des Klimawandels und der drohenden Wasserknappheit zu begegnen, muss es hier ein Umdenken geben: Neubauprojekte müssen standardmäßig mit Brauchwassersystemen ausgestattet werden! Der BUND Hessen fordert deshalb die Einführung von Vorschriften zur Nutzung von Brauchwasser. Besonders im Ballungsraum Rhein-Main steigt der Trinkwasserverbrauch – einerseits durch das Bevölkerungswachstum, andererseits durch Hitzewellen im Sommer. Im aktuellen Koalitionsvertrag finden Brauchwassersysteme keine Beachtung. Schwarz-Rot kann sich nicht vor dem Schutz der wertvollen Ressource drücken.“
Bereits der Landesentwicklungsplan Hessen 2000 forderte, Trinkwasser dort durch Brauchwasser zu ersetzen, wo keine Trinkwasser-Qualität benötigt wird. Die 2023 von Schwarz-Grün veröffentlichte Muster-Zisternensatzung für Neubau bietet hier eine gute Grundlage. „Es ist inzwischen dringend erforderlich, dass diese politische Vereinbarung auch umgesetzt wird. Das Land Hessen ist hier als Vorreiter gefordert“, ergänzt Jörg Nitsch.
Nach Ansicht des BUND soll die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft „Nassauische Heimstätte“ verpflichtet werden, alle Bauvorhaben mit einem doppelten Leitungssystem für die Trink- und Brauchwassernutzung nach dem Stand der Technik auszustatten. Auch städtische Wohnungsbaugesellschaften, wie z.B. die Frankfurter ABG Holding, sollten einer solchen Pflicht unterliegen.
Jörg Nitsch: „Allein in einem mittleren Frankfurter Hochhaus können für die Toilettenspülung ungefähr 20.000 Kubikmeter Trinkwasser im Jahr eingespart werden.“ Die Brauchwassernutzung ist zudem verbraucherfreundlich: In Florstadt wird in einem Mischgebiet das größte Brauchwassernetz Hessens betrieben. Dort kostet ein Kubikmeter Brauchwasser nur rund die Hälfte von einem Kubikmeter Trinkwasser.
Die Gemeinden können durch Satzungen regeln, dass Anlagen zum Sammeln und Verwenden von Brauchwasser vorgeschrieben werden. In Neubaugebieten oder Arealen zur Umwandlung ehemals militärisch genutzter Flächen für die Wohnungs-, Gewerbe- oder Industrienutzung können Konzepte zur Brauchwassernutzung gut umgesetzt werden. Dabei kann Niederschlagswasser oder aufbereitetes Wasser aus Duschen, Waschbecken und Waschmaschinen für die Toilettenspülung in erheblichem Umfang zum Ersatz von Trinkwasser und damit zur Schonung der Grundwasserreserven dienen. So könnte der Trinkwasserverbrauch gerade im Rhein-Main-Gebiet vom Bevölkerungswachstum abgekoppelt werden.
Das Trinkwasser wird hierzulande überwiegend aus Grundwasser gewonnen. Seit Jahren sinken die Grundwasserspiegel wegen trockener und heißer Sommer – auch durch zunehmende Bewässerung landwirtschaftlicher Nutzflächen ohne entsprechenden Ausgleich im Winter. Waldbestände verlieren als Folge den Anschluss ans Grundwasser und sterben sogar in Schutzgebieten im Hessischen Ried, Taunus und Vogelsberg ab.
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