Wenn man das Lied der Singdrossel (Turdus philomelos) hört, dann steht der Frühling sozusagen direkt vor der Haustür. Sie ist von allen Zugvogelarten die erste, die aus dem Winterquartier oft schon Ende Februar nach Deutschland zurückkehrt. Allerdings war sie auch nicht allzu weit entfernt, denn sie verbringt die kalte Jahreszeit nicht wie die echten Zugvögel in Afrika, sondern im Mittelmeerraum und an der Atlantikküste bis zu den britischen Inseln. Deshalb wird die Singdrossel von den Ornithologen auch zu den so genannten Teilziehern gerechnet. Das sind Vögel, die im Winter nur teilweise die Gebiete, in denen sie gebrütet haben, verlassen und in wärmere Regionen zumeist nur nach Südeuropa ziehen.
Wiederholt ihre Singstrophen
Der Gesang der Singdrossel ist unverkennbar. Das Repertoire ist reichhaltig, von klaren und sehr lauten Flötentönen reicht es bis zu eher leisem, gequetschtem Zwitschern. Doch ganz egal, welches Motiv sie gerade singt, jedes wird zwei bis vier Mal wiederholt. Als nahe Verwandte der Amsel ist auch die Singdrossel ein Frühaufsteher, deren Gesang schon deutlich vor Sonnenaufgang ertönt, und genauso kann man sie noch einige Zeit nach Sonnenuntergang hören. Doch im Gegensatz zur Amsel ist sie kein ausgesprochener Kulturfolger. Sie lebt in lichten Laubwäldern und in Feldgehölzen, aber auch in Parks und im näheren Umfeld menschlicher Siedlungen. Voraussetzung ist allerdings, dass es Bäume und Sträucher im Wechsel mit Freiflächen gibt. Auf den Freiflächen nämlich geht sie der Nahrungssuche nach. Sie ist dabei hinter bodenlebenden Kleintieren wie Insekten und Würmern, aber auch hinter kleinen Gehäuseschnecken her. Um sie zu knacken, fliegt sie mit dem Schneckenhaus meist zu dem gleichen Stein in ihrem Revier, auf dem sie es zerschlägt. Im Umfeld eines solchen Steins, der als Drosselschmiede bezeichnet wird, kann man dann zahlreiche kaputte Schneckenhäuser finden. Im Herbst und Winter stellt die Singdrossel ihre Nahrung weitestgehend auf Beeren aller Art um.