Der Rotmilan (Milvus milvus) nutzt kleinste Aufwinde und gleitet vor allem bei der Nahrungssuche über lange Zeit und große Strecken ohne Flügelschlag. Er hält dabei vor allem Ausschau nach Aas, weshalb man ihn oft entlang von Verkehrswegen nach überfahrenen Tieren suchend beobachten kann. Dabei wird er nicht selten selbst ein Opfer des Straßenverkehrs. Seine Nahrungspalette ist insgesamt sehr reichhaltig. Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien, gelegentlich auch Fische, Vögel bis zu Taubengröße, aber auch Käfer und selbst Regenwürmer gehören dazu.
Da bei den Suchflügen die Aufmerksamkeit der Vögel auf den Boden gerichtet ist, kommt der Rotmilan oft an Hochspannungsleitungen sowie hin und wieder in den Rotoren von Windkraftanlagen zu Tode. Deshalb gelten strenge Abstandsregeln für die Horste. 1,5 km sind in Hessen vorgeschrieben. Die besten Standorte für Windkraftanlagen aus der Sicht des Rotmilans sind geschlossene, große Waldflächen, die er nur sehr selten überfliegt, da er dort seine Beute kaum orten und schlagen kann.
Im Volksmund heißt er Gabelweihe
Der tief gegabelte Schwanz hat dem Rotmilan genau wie dem verwandten Schwarzmilan die Bezeichnung Gabelweihe eingebracht. Rötlich ist sein Gefieder eigentlich nur im Schwanzbereich, auf der Bauchseite und im Bereich der Deckfedern der Schwingen. Auffällig sind im Flug die weißen Felder der Handschwingen, die kontrastieren zu den schwarzen Spitzen. Der Kopf ist gekennzeichnet durch schwarz gestricheltes Grau.
Nur wenig stimmbegabt
Im Gegensatz zum Schwarzmilan ist der Rotmilan nur wenig stimmbegabt. Sein Balz- und Reviergesang besteht mehr oder weniger nur aus einer Folge von schrill-miauenden „Wiiieeeh“-Rufen, wobei das erste „Wiiieeeh“ besonders langgezogen ist, die folgenden Rufe dagegen kürzer ausfallen.
Seinen Horst baut er gerne in Feldgehölze oder am Waldrand. Geschlossene Wälder meidet er, denn als Nahrungsgebiet benötigt er offene Landschaften aus Wiesen und Feldern. Vereinzelt kommt es zu Mischbruten zwischen Rot- und Schwarzmilan.
Fast ganzjährig in Deutschland
Im Gegensatz zum Schwarzmilan ist der Rotmilan kein echter Zugvogel; er verlässt Europa so gut wie gar nicht. Sein Brutgebiet erstreckt sich von Spanien über Frankreich, Groß-Britannien und Deutschland bis nach Polen und Südskandinavien. Nur die nördlich der Alpen brütenden Vögel ziehen in den Wintermonaten überwiegend nach Spanien. Da ihre Zugstrecke vergleichsweise kurz ist, ziehen sie erst in der zweiten Herbsthälfte weg und kommen oft schon Mitte Februar wieder zurück.